Der Löwe und der Fuchs • Verräterische Spuren • Fabel Babrios

Der Löwe war alt geworden und so entkräftet, dass er nicht mehr zur Jagd ausziehen konnte. Wie ein Kranker lag er in seiner Felsenhöhle, keuchte, als wäre es schlecht mit ihm bestellt, und tat, als könne er nur ganz leise sprechen. Zu allen Tieren kam die Botschaft von der Krankheit des Königs, und in ihrer Betrübnis eilten sie herbei, um ihn zu besuchen. Wie sie aber so einzeln in seine Höhle kamen, packte sie der Löwe und fraß sie auf, sodass es ihm trotz seinem Alter recht wohl erging. 
Auch der schlaue Fuchs kam zur Löwenhöhle, aber er durchschaute den Löwen, blieb am Eingang stehen und fragte teilnahmsvoll: „Wie geht es dir, mein König?“ Der Löwe hieß ihn willkommen und nannte ihn seinen Liebling, den er von allen Tieren am meisten schätze. „Aber tritt doch ein“, fuhr er fort, „komm doch und heitere mich mit deinen Scherzen auf – es geht mit mir zu Ende!“ – „Mögest du doch genesen!“ wünschte ihm der Fuchs. „Mir aber verzeihe, wenn ich mich entferne. Ich sehe hier die Spuren so vieler Tiere, die in deine Höhle führen; zeige mir doch eine, die aus deiner Höhle wieder herausführt!“ 

Über Aventin

Von einem, der sich aufmachte Weisheit zu finden. - Fabeln - Novellen - Sagen - https://aventin.de
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